621 mit Carbonarm

  • Hallo,


    da ich mit dem 714 nicht weiterkomme, widme ich mich mal meinem 621, den ich vor einiger Zeit mal günstig geschossen habe. Dort hat jemand das Tonarmrohr gegen eines aus Carbon ausgetauscht. Ob das etwas bringt, weiß ich nicht, aber es gefällt mir. Das passt auch deutlich besser zum Pickelteller.


    Dadurch dürfte sich wohl die Tonarmmasse ändern. Zumindest muss ich die Auflagekraft etwas höher einstelle, damit ich auf der Tonarmwaage den gewünschten Wert bekomme. Können diese Änderungen irgendwelche Probleme bringen?


    Mir ist noch etwas aufgefallen. Wenn ich den Tonarm ausbalanciere, schwingt er nach oben sehr frei. Sobald er sich unten bewegt, stoppt er etwa auf Höhe der Tonarmstütze recht stark ab. Liegt das auch an dem leichteren Tonarmrohr oder kommt da eher etwas anderes in Betracht, wie etwa das Tonarmlager? Ich hatte die Lagerschrauben auch mal etwas gelöst, aber das ändert nichts.


    Gruß
    Rainer

  • Hi Rainer !


    Wenn der angezeigte Auflagewert nicht paßt und er beim Auspendeln "hängt", dann stimmt irgendwas mit den vertikalen Armlagern nicht. Die Federkraft der Einstellfeder ist immer analog zur Skala, weil die vom Federkoeffizienten der Feder abhängt, aber nicht von der Armmasse. Selbst wenn Du ein Armrohr aus Volleisen (mit entsprechendem Gegengewicht) montieren würdest, bekämst Du durch verdrehen des Federhauses auf 1p immer auch 1p Auflagekraft an der Nadelspitze - plus / minus einer gewissen Toleranz, die aber unter 5 Prozent liegen sollte. Die resultiert aus einer gewissen Materialtoleranz ... und zusätzlicher Reibung im Lager bzw. Zug / Torsionskräfte der Tonarmkabel. Das wäre auch ein zu untersuchender Punkt - der ganze Krempel muß ja mal rausgewesen sein, um das Carbonrohr zu montieren. Eventuell hat der Bastler etwas gepfuscht und die Kabel sind zu stramm verlegt.


    Oder es sind ihm Lagerkugeln verloren gegangen.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    die Kabel sind es sicher nicht. Die haben im Bereich der Aufhängung genügend Spiel und auch ansonsten scheint der Bastler sauber gearbeitet zu haben. Ich habe nochmal nach geschaut, ob der Arm irgendwo anders aufsetzt, aber da ist nichts. Kugeln aus den Lagern dürften auch nicht fehlen. Ich habe auf beiden Seiten fünf gezählt und das Verhalten wäre wahrscheinlich auch anderes. Mir ist auch sonst nichts aufgefallen.


    Um es nochmal etwas zu präzisieren. Das abstoppen ist merklich und komischerweise nur im unteren Bereich, aber nicht extrem. Wenn ich den Tonarm ausbalanciere und aus ca. 20cm Höhe ganz leicht puste, bewegt sich der Arm noch nach unten. Klanglich finde ich ihn auch okay. Ist aber schon irgendwie komisch. Wäre das ein Fall für eine Testplatte, um die Auswirkungen genauer zu untersuchen? Was wären denn empfehlenswerte Testplatten, die keine utopische Summen kosten?


    Bezüglich der Auflagekraft schien sie mir etwas niedriger zu sein. Ich bin da aber nicht mehr so ganz sicher und ich habe nur diese simple Ortofon Waage. Grundsätzlich gefragt, könnte sowas auch davon kommen, dass die Feder nachlässt?


    Gruß
    Rainer

  • Hi Rainer !

    Was wären denn empfehlenswerte Testplatten, die keine utopische Summen kosten?

    Eigentlich die DHFI-Testplatte, aber die ist seit Jahren aus der Produktion und wird selbst gebraucht für teuer Geld gehandelt. Ich halte sie nicht unbedingt für nötig. Eine Platte mit Gesang (ohne störenden Instrumententeppich drumherum), natürliche Instrumente, wie Geigen und Flöten - damit kann man schon das meiste an Einstellungen erschlagen und z.B. Fehlwinkel aufspüren.

    Bezüglich der Auflagekraft schien sie mir etwas niedriger zu sein. Ich bin da aber nicht mehr so ganz sicher und ich habe nur diese simple Ortofon Waage. Grundsätzlich gefragt, könnte sowas auch davon kommen, dass die Feder nachlässt?

    Die Auflagekraft wird für die meisten Nadeln in "von - bis" angegeben und die tolerieren auch minimal höhere Werte. Ich bin bei extrem kleinen Auflagekräften eher konservativ und gehe davon aus, daß eine negative Einflußnahme der Lager und Fehler beim Balancieren eher in Richtung "zu leicht" abrutschen könnten - und das versaut den Klang nachhaltiger, als leicht zu hohe Werte.



    Die Wickelfeder im Federhaus ist eigentlich durch ihre Härtung und durch den Einbau in einem ziemlich dichten Gehäuse vor größeren Unbilden geschützt. Sie ist für ihre Funktion ziemlich lang und in mehreren Windungen gewickelt. Das bedeutet, daß die mechanische Belastung insgesamt pro Millimeter Länge (Verdrehungswinkel) nicht sehr hoch ist. "Ausleiern" wird sie nicht so schnell, anders als manche Spiralfeder, die auf Druck oder Zug belastet wird.


    Nochmal zurück zu dem "klemmen": Es könnte allerdings sein, daß Du beim Auspendeln irgendwann in den Bereich kommst, wo die Feder im Federhaus aus ihrem "Totbereich" (in dem Schlitz, in den sie im Armlager eingreift) herauskommt und eine Gegenkraft erzeugt. Wenn das Rädchen auf "0" eingestellt ist, bedeutet das ja nur, daß die Feder keine *zusätzliche* Kraft auf den Arm wirken läßt. Aber wenn der Arm aus der Horizontalen herausbewegt wird, dreht sich auch der Mitnehmerschlitz und irgendwann wird die Feder eine Gegenkraft erzeugen, weil sie belastet wird.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hi Rainer,


    dieses Phänomen hatte ich auch mal an einem 731. Nur wenn die Lager deutlich zu locker eingestellt waren, bewegte sich der Tonarm ganz frei. Kugeln waren alle vorkanden, aber nach dem vollständigen Öffnen der Lagerkäfige, fand ich in einem einen kleinen Spahn.


    VORSICHT: Die Kugeln sind sehr leicht flüchtig :D !! Ein kleiner Magnet leistet da gute Dienste, um sie zwischenzulagern. Allerdings gelangt auch ein magnetischer Fremdpartikel so schnell mal dazwischen.


    Grüße, Markus

  • Nochmal zurück zu dem "klemmen": Es könnte allerdings sein, daß Du beim Auspendeln irgendwann in den Bereich kommst, wo die Feder im Federhaus aus ihrem "Totbereich" (in dem Schlitz, in den sie im Armlager eingreift) herauskommt und eine Gegenkraft erzeugt. Wenn das Rädchen auf "0" eingestellt ist, bedeutet das ja nur, daß die Feder keine *zusätzliche* Kraft auf den Arm wirken läßt. Aber wenn der Arm aus der Horizontalen herausbewegt wird, dreht sich auch der Mitnehmerschlitz und irgendwann wird die Feder eine Gegenkraft erzeugen, weil sie belastet wird.


    Das hört sich recht passend für das Phänomen an. Verstehe ich es richtig, dass bei eingestellter Auflagekraft, das ganze dann nicht mehr relevant ist?



    dieses Phänomen hatte ich auch mal an einem 731. Nur wenn die Lager deutlich zu locker eingestellt waren, bewegte sich der Tonarm ganz frei. Kugeln waren alle vorkanden, aber nach dem vollständigen Öffnen der Lagerkäfige, fand ich in einem einen kleinen Spahn.


    Mir erscheint die Erklärung von Peter wahrscheinlicher, denn auch bei sehr locker eingestelltem Lager ist der Effekt noch vorhanden.


    Gruß
    Rainer

  • Hi Rainer !

    Das hört sich recht passend für das Phänomen an. Verstehe ich es richtig, dass bei eingestellter Auflagekraft, das ganze dann nicht mehr relevant ist?

    Beim Verdrehen des Federhauses wird die Wickelfeder darin zusammengerollt und drückt mit dem inneren Ende in den Aufnahmeschlitz im Armlager. Dadurch entsteht eine zusätzliche, durch den Feder-Koeffizienten definierte Kraft auf den Arm. Die bleibt innerhalb des Bewegungswinkels, den der Tonarm ausführen kann, einigermaßen konstant.


    Zumindest, wenn nicht noch zusätzliche mechanische Beeinflussungen auftreten. Das sind die schon erwähnten Lagerreibungen und Zug durch Armkabel.


    Die Armmasse spielt dabei nur einen untergeordnete Rolle. Nur, inwiefern sich das System bei Störungen wieder beruhigt und die eingestellte Kraft wieder erreicht wird. Bei höherer Armmasse dauert das etwas länger.


    Wenn der Arm in Balance ist, wirken sich Störkräfte natürlich stärker aus, weil die Beweglichkeit des Arms in erster Linie durch die Lagerreibung bestimmt wird. Und die ist bei den verwendeten Kugellagern sehr klein. Wenn also tatsächlich die Wickelfeder beim Durchpendeln des Arms in Eingriff kommt, wird sich sowas wie eine Bremswirkung einstellen. Da der Winkel beim Einschwenken nach unten größer ist, als der, der beim Ausschwenken nach oben, wird sich der Effekt nach unten stärker zeigen. Soweit ich mich entsinne, hat der 621-Arm hinten an der Rückseite einen mechanischen Anschlag, der den Weg nach oben begrenzt. Und das erlaubt aus der Waagerechten nur ein paar Winkelgrade Freiraum.


    Ich gebe zu, daß das alles eine sehr theoretische Betrachtung auf der Suche nach einer Erklärung ist.
    Vielleicht sitzt ja doch noch was zwischen den Lagerkugeln - und sei' es nur ein kleines bißchen gutgemeint eingesprühtes Öl.


    .

    Peter aus dem Lipperland


    Solo mio, vendro unscrupuloso, custombres sansaclu.

  • Hallo Peter,


    danke für die ausführliche Erklärungen. Ich habe noch ein Schlachtchassis von einem 604 im Keller und dann werde ich mal den Lagerbereich komplett austauschen. Hätte ich mir gerne erspart, aber schlimmer als Plumpslift beseitigen, sollte es wohl auch nicht werden.


    Gruß
    Rainer

  • Guten Abend.


    Grundsätzlich halte ich nicht viel von derlei Umbauten, da bei den damaligen Geräten alle Bauteile aufeinander abgestimmt waren und der Einbau eines (vielleicht) leichteren Tonarms selbst im besten Fall (Länge des Rohres ist exakt wie die des originalen Rohres, beim Tausch wurden keine Bauteile hohen Belastungen ausgesetzt und alles wurde richtig eingebaut) keine nennenswerten Klangveränderungen mit sich bringt.


    Es kann durchaus sein, dass im Bereich der Feder beim Wiedereinbau des Tonarmes in die Basis irgendetwas nicht richtig zusammengebaut wurde.
    Ein solches Phänomen hatte ich bei einem 1246, bei dem die Feder nicht genau richtig saß, dort war ein leichter Widerstand in Vertikaler Drehrichtung erkennbar; die Reparatur war dann erwartet nicht ohne Schwierigkeiten.




    SoD_37

  • Hi Rainer,
    bei meinem 621, 1229 und 1219 ist das genauso! Ich hatte auch erst einen Defekt in verdacht, es ist aber die Auflagekraftfeder die im unteren Bereich zugreifen beginnt. Das ist nicht so tragisch.

  • Hallo,

    Grundsätzlich halte ich nicht viel von derlei Umbauten, da bei den damaligen Geräten alle Bauteile aufeinander abgestimmt waren und der Einbau eines (vielleicht) leichteren Tonarms selbst im besten Fall (Länge des Rohres ist exakt wie die des originalen Rohres, beim Tausch wurden keine Bauteile hohen Belastungen ausgesetzt und alles wurde richtig eingebaut) keine nennenswerten Klangveränderungen mit sich bringt.


    Ich würde auch nie auf die Idee kommen, sowas zu machen und verspreche mir auch klanglich nichts davon. Es ist aber ein Unikat und gefällt mit gut, auch wenn ich einfarbig schwarz besser gefunden hätte. Wenn man sowas zu einem Spottpreis fertig bekommt, sage ich da nicht nein. Ich habe dafür 25€ + Port bezahlt und da kann man nicht meckern. Zwar hatte die Haube einen Riss, Nadel war abgenudelt, Pimpel kaputt und die Kopfblende hatte ein paar kleinere Macken, aber ansonsten ist der wirklich in sehr gutem Zustand.



    Es kann durchaus sein, dass im Bereich der Feder beim Wiedereinbau des Tonarmes in die Basis irgendetwas nicht richtig zusammengebaut wurde.
    Ein solches Phänomen hatte ich bei einem 1246, bei dem die Feder nicht genau richtig saß, dort war ein leichter Widerstand in Vertikaler Drehrichtung erkennbar; die Reparatur war dann erwartet nicht ohne Schwierigkeiten.


    Gut zu wissen, dass das öfter vorkommt und nicht problematisch ist. Ich habe jetzt zwar die Aufhängung incl. Federgehäuse gewechselt, aber da ich auch die Kopfblende wechseln wollte, konnte ich das in einem Rutsch machen. Jetzt ist es auch weg.


    Gruß
    Rainer

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